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Souveräne Botschafter
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"Vox Orange" und die Bigband "Horns Up" im Stadttheater
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Landsberg (anha). |
Der Glanz einer Ära, in deren Blütezeit swingende Vokalisten und jazzende Combos
gewissermaßen zur Grundausstattung von Szeneclubs und Musiklounges gehörten, ist am Samstag
ins Landsberger Stadttheater zurückgekehrt. "Take Jazz" lautete die Aufforderung des A-cappella-Ensembles
Vox Orange" und der Bigband-Formation "Horns Up", der das Publikum in großer Zahl gefolgt war.
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Taufrisch sind die Bande der Zusammenarbeit, haben die beiden Gruppen doch erst vor einem Jahr
bei einem Jazz-Workshop in Marktoberdorf die ersten Schritte "unisono" gewagt. Das Ergebnis
kann sich sehen lassen:
Unter der Leitung von Wolfgang Diefenbach, der auch dem hessischen Landesjugend-Jazzorchester
voransteht, entwickelte sich ein ebenso fundiertes wie reichhaltiges Changieren von raukehlig-
subtiler Instrumentalsprache und schillernden Gesangsdarbietungen, das die begeisterten Zuhörer
immer wieder zu Szenenapplaus hinzureißen vermochte.
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Kühles Understatement |
Als souveräne Botschafter der Blue Notes sollte sich neben dem kühlen Understatement von Perkussion
und Trompeten nicht zuletzt die soundstarke Saxophon-Bastion erweisen: Ob im melancholischen
Lamento des bluesigen "Moain'", in dem die sonore Tieflage des Bariton-Sax ganz auf ihre Kosten
kam oder im typischen Gusto eines entspannten Swingtempos, stellten die Bandmitglieder ihre
expressive Tonsprache in einer Vielzahl von Soli unter Beweis. Raunendes Klangvolumen, dazu
schummrige und lebhafte Interpretationen von Jazzklassikern wie "Blue Moon" und "Get a Kick Out
of You" schmiegten sich an eine beherzte Rhythmik - ein offener Zyklus, in den sich der jazzige
Glamour von "Vox Orange" nahtlos einfügen konnte.
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Umfangreiches Repertoire |
Mit origineller Note und musikalischem Witz unterbereitete das fünfköpfige Gesangsensemble ein
umfangreiches Stückerepertoire, das von Stevie Wonder bis Frederic Chopin reichte, um dabei nie
der swingenden Maxime des Abends untreu zu werden. Im Gegenteil: Erfrischend experimentierfreudig
präsentierte sich der Esprit, mit dem das Quintett Altmeister Chopins Prelude Opus 28 allein durch
gesangliche Mittel zum Besten gab.
Den ehernen Charme des Evergreens "Sentimental Journey" bettete das Ensemble ein in eine gewitzte
A-capella-Interpretation, die sich fernab pathetischer Gefühlsregungen bewegte. Reichlichen Applaus
erntete "Vox Orange" zudem für den Titel "Tumo katika safari", die lautmalerische Erzählung eines
Afrika-Trips, in der sich insbesondere die Mouth-Percussion als ornamentales Schmuckstück erweisen
sollte. Insgesamt ein runder und stimmiger Austausch zwischen Gesangsgruppe und Bigband, der die
in Patina gegossene Sparte des Jazz zum Leuchten brachte.
Landsberger Tagblatt, 21. Oktober 2002
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